Relevanz

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Architektur und…

…Prozess

Wir verstehen Nachhaltigkeit als einen umfassenden, kontextuellen und prozessorientierten Ansatz. Der Gedanke dahinter ist, dass wir die vielfältigen Anforderungen und Aspekte des nachhaltigen Bauens nicht mit Hilfe von Technologie nachträglich applizieren wollen, um mit ihrer Hilfe die negativen Auswirkungen einer ersten gestalterischen Idee zu minimieren. Das Ziel des Entwurfsprozesses ist die ganzheitliche Optimierung des Projektes nicht nur in enger Wechselwirkung mit seinem räumlichen, sozialen und kulturellen, sondern auch mit seinem klimatischen Kontext. Deswegen kann das Ergebnis des Prozesses nur eine sehr spezifisch lokale und damit individuelle Lösung sein.

Um ein Gebäude als Gesamtsystem zu entwickeln, hinterfragen wir die geltenden Herangehensweisen kritisch. Als Beispiel: Eine Decke ist nicht nur ein konstruktives Element der Primärstruktur, sondern kann thermisch aktiviert und aufgrund der hohen Speichermasse einen ausgeglichenen, energieeffektiven Betrieb des Gebäudes ermöglichen. Die Ausbildung einer differenzierten Schnitt- und Grundrisslösung mit unterschiedlichen Klimazonen ermöglicht nicht nur die Reduktion des Heizwärmebedarfes, sondern schafft unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten und vielfältige Blickbeziehungen. Wir verstehen das Gebäude als Teil der globalen Stoffkreisläufe. Wärme- und Strombedarf sind auf ein absolutes Minimum beschränkt und beruhen auf dem Low-Exergie-Ansatz. Statt High-Tech steht die umfassende Nutzung der lokal verfügbaren regenerativen Energiequellen mit Hilfe einer intelligenten Kombination aus passiven und aktiven Massnahmen im Vordergrund. Passend dazu entwickeln wir die Technik als Kreislaufsystem statt als End-of-Pipe-Konzept.

 

… Städtebau

Nachhaltige Architektur ist kontextuelle Architektur. Damit ist nicht nur die bauliche Integration in den bestehenden baulichen oder landschaftlichen Kontext gemeint, sondern ebenso die komplexen Wirkungen, die Errichtung und Betrieb des Gebäudes auf Umwelt, Gesellschaft und Kultur haben.

Die zentrale Voraussetzung für das Herausbilden von Identität ist die Eigenständigkeit und Integrität des Gebauten, entsprechend kann Architektur nicht allein aus dem Kontext abgeleitet werden. Spannende Räume, Identität und Orientierung entstehen durch gezielte und geschickte Setzungen von Gebäuden, die einen positiven Beitrag für ihr Umfeld leisten. Aufgrund der Komplexität der Nachhaltigkeitsthemen ist ein differenziertes Abwägen zwischen dem Alten und dem Neuen erforderlich. Wir betonen die Kontextualität nachhaltiger Gebäude, weil wir der Überzeugung sind, dass dies die Aspekte sind, die aufgrund des modernen Modus Operandi der Architektur und der überall spürbaren Kräfte der Globalisierung in vielen Projekten vernachlässigt werden.

Nachhaltigkeit auf städtebaulicher Ebene bedeutet, dass wir uns mit dem geplanten Eingriff in das bestehende Ökosystem einfügen, ein neues gleichwertiges schaffen und zugleich versuchen, die optimalen Voraussetzungen für ein langfristig funktionierendes Zusammenleben in verdichteten städtebaulichen Strukturen zu schaffen. Bei der Schaffung neuer Strukturen spielt aber nicht nur die räumliche, volumetrische Einfügung in die Umgebung – Körnung, Gliederung, Proportion – eine zentrale Rolle, sondern ebenso die Orientierung an baukulturellen und gesellschaftlichen Aspekten.

 

…Struktur

Mit der Entwicklung der räumlichen Strukturen eines Gebäudes wird der Grundstein für die Optimierung der wichtigsten Nachhaltigkeitsaspekte gelegt. Die auf konzeptioneller Ebene vergebenen Potenziale und Synergien können nur mit erheblichem Mehraufwand hinsichtlich Fläche, Konstruktion und Gebäudetechnik kompensiert werden. Dies führt in den meisten Fällen zu einer Steigerung des Technisierungsgrades und damit zu einer Erhöhung der Kosten.

Planen bedeutet auch ermöglichen was noch nicht vorhersehbar ist. Mit flexibel nutzbaren Strukturen können die Umweltwirklungen über den gesamten Lebenszyklus reduziert werden – von der Erstellung über die Nutzungs- und Umnutzungsphase bis hin zum Rückbau.

Dabei steht für uns nicht das Erfüllen von starren Flächenvorgaben im Vordergrund, sondern die Schaffung von wandlungsfähigen sowie gut proportionierten und optimal belichteten Räumen als Grundlage für eine langfristige Nutzbarkeit. Entscheidend für die Umweltwirkungen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes sind nicht primär die gewählten Baustoffe und Materialien, sondern die effektive Nutzungsdauer. Ein gut nutzbarer und intelligent gestalteter Grundriss kann die Nutzugsdauer bis zu einer notwendigen Kernsanierung oder einem Ersatzneubau um ein Vielfaches verlängern.

 

…Materialität

Eine der zentralen Aufgaben von Architektur besteht darin, Inhalt und Gestalt eines Gebäudes zueinander in Beziehung zu setzen. Die architektonische Gestalt steht bei uns nicht als Bild am Anfang des Prozesses, sondern entsteht als Ergebnis eines integrativen Entwurfs- und Analyseprozesses. Sind in der Fernwirkung volumetrische Aspekte ausschlaggebend, so schaffen in der Nahwirkung die Materialien eine spezifische Atmosphäre. Themen wie Haptik, Textur, Akustik, Lichtreflexion und viele mehr bieten faszinierende Möglichkeiten, um sinnliche Räume auszubilden.

Zunehmend sind aber nebst gestalterischen und technischen Eigenschaften auch ökologische und energetische Aspekte relevant. Die geplanten Verschärfungen der energetischen Anforderungen ergeben zukünftig neue Gewichtungen zwischen Grauer Energie und Betriebsenergie. Aufgrund der Zielsetzung der EU-Gebäuderichtlinie ist anzunehmen, dass ab dem Jahr 2021 errichtete Neubauten in Mitteleuropa, nur noch etwa gleich viel Energie für den Betrieb – über 50 Jahre betrachtet – wie für ihre Herstellung verbrauchen werden. Die Lebenszyklusbetrachtung von Materialien, Bauteilen und Konstruktionen rückt dadurch in den Mittelpunkt der Betrachtung. Um diese Anforderungen mit den räumlichen und gestalterischen Vorstellungen in Einklang zu bringen, arbeiten wir mit ergebnisoffenen Entwurfs- und Planungsprozessen und loten das Potenzial auf allen Ebenen aus.